1.29. Sprachenpaarspezifische Uhersetzungsprohleme
Aufgrund von strukturellen Unterschieden zwischen zwei Sprachen vor allem im Bereich von Lexik und Syntax gibt es bei einem konkreten Sprachenpaar bestimmte Übersetzungsprobleme, die bei jeder Überset¬zung mit diesen Sprachen als Ausgangs- oder Zielsprache (unabhängig von der Übersetzungsrichtung) zu erwarten sind. Die kontrastive Grammatik und auch die Ansätze zu einer didaktischen Translations-grammatik (vgl. Raabe 1979) bilden die Grundlage für die Bewältigung der sprachenpaarspezifischen Übersetzungsprobleme. Hier ist jedoch zwischen Problemen der Sprachbeherrschung und der Übersetzungskompetenz zu differenzieren: Der Gebrauch von Fremdwörtern im Deutschen (vgl. Reiss 1976:1981, 132) ist zunächst, auch wenn er beim Übersetzen Schwierigkeiten macht, kein eigentliches Übersetzungs-, sondern ein intralinguales Sprachverwendungsproblem -wenn aber im Spanischen die scheinbaren (etymologischen) "Entspre¬chungen" nicht als Fremdwörter markiert sind, ergibt sich hieraus ein generelles semantisches und stilistisches Problem, das beim Übersetzen Spanisch-Deutsch oder Deutsch-Spanisch (und ähnlich mit anderen ro¬manischen Sprachen) immer wieder auftritt. Ähnlich verhält es sich mit der Verwendung von Konjunktiv oder Indikativ bei der indirekten Re¬dewiedergabe im Deutschen (vgl. Poulsen 1984) oder dem Gebrauch der Hilfsverben im Italienischen (vgl. Arcaini 1984). Diese Phänomene wer¬den nur im Kontrast mit einer Zielsprache, die mehr oder weniger oder andere Differenzierungen aufweist, zum Übersetzungsproblem. Für sol¬che Probleme gibt es zwar keine generellen Lösungen, der Lernende kann jedoch für die Problematik sensibilisiert und auf die Zusammen¬hänge mit Textfunktion, Register, Empfängerbezug etc. aufmerksam ge¬macht werden (vgl. Wilss 1975a, 33, zur "sprächenpaargebundenen Über¬setzungswissenschaft").
Die Mittelspalte des Schemas zeigt also sowohl dem Lehrer als auch dem Lernenden, welche dieser Übersetzungsprobleme anhand eines be¬stimmten Textes behandelt wurden. Im Vergleich der verschiedenen für die Texte eines Kurses ausgefüllten Schemata läßt sich erkennen, wie häufig und in welchen Textsorten oder bei welchen Übersetzungsaufträ¬gen ein bestimmtes Problem auftritt und welche Lösungswege unter wel¬chen Text- und Aufgabenbedingungen gewählt wurden. Es ergibt sich also eine Übersicht über den behandelten Lernstoff im Bereich der Ausbildung von translatorischer Kompetenz.