1.16. Die textinternen Faktoren

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In der zugrundegelegten erweiterten und modifizierten Lasswell-Formel waren nur zwei Fragen im Hinblick auf die textinternen Fakto¬ren vorgesehen: die Frage nach dem Was und die Frage nach dem Wie des Textes, dem "Inhalt" und der "Form". Abgesehen von der noch nicht abgeschlossenen Diskussion um die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit ei¬ner Trennung von Inhalt und Form eines sprachlichen Zeichens46, er¬wies es sich auch als äußerst schwierig, von diesen beiden Kategorien aus zu konkreten, für die Analyse praktikablen Fragestellungen zu gelangen.

Der Kommunikationsvorgang wird eingeleitet, weil ein Sender ei¬nem Empfänger eine Mitteilung machen will, und zwar eine Mitteilung im weitesten Sinne: Es kann auch eine Aufforderung oder Bitte, eine Frage oder ein Kontaktaufnahmesignal (entsprechend den "Grundfunk¬tionen der menschlichen Kommunikation") sein. Mit dieser Mitteilung bezieht sich der Sender auf einen Ausschnitt der außersprachlichen Rea¬lität, der die Thematik seiner Mitteilung bilden soll. Zu dieser Thematik wählt er bestimmte Informationen aus, von denen er annimmt, dass sie für den Empfänger neu oder interessant sind: Sie bilden den Inhalt des zu produzierenden Textes. Bei der Formulierung seiner Mitteilung bezieht der Sender ein be¬stimmtes Hintergrund- und Sachwissen des Empfängers mit ein, das er als bekannt voraussetzt und daher nicht verbalisiert, damit die Mittei¬lung für den Empfänger attraktiv bleibt. Diese vom Sender beim Emp¬fänger als bekannt vorausgesetzten und nicht verbalisierten Informatio¬nen nenne ich Präsuppositionen.

Da die Herstellung der Kommunikation durch den Sender ein plan¬volles, zielgerichtetes Unternehmen ist, wird sich der Sender, sobald Thematik, Inhalt und Präsuppositionen feststehen, entscheiden, in wel¬cher Reihenfolge er dem Empfänger die einzelnen Informationen prä¬sentiert und wie er die Informationen verknüpft. Diese Frage soll durch die Kategorie Aufbau abgedeckt werden. Dabei ist sowohl die Makrogliederung des gesamten Textes in Kapitel, Abschnitte etc. als auch die Mikrogliederung innerhalb von Sätzen gemeint.

Der Textaufbau wird häufig durch die äußere Textgestaltung sicht¬bar gemacht: durch Absätze, Kapitelüberschriften oder -zahlen, Beginn /einer neuen Seite oder andere nichtsprachliche (nonverbale) Gestaltungsmerkmale. Aber auch für andere Zwecke können nonverbale Text-elemente (z.B. drucktechnische Gestaltung, Illustrationen, Tabellen, Initialen etc., bei mündlich konstituierten Texten Mimik und Gestik etc.) eingesetzt werden.

Neben den nonverbalen dienen aber vor allem die verbalen (sprachlichen) Elemente zur Übermittlung der Mitteilung: vor allem Einheiten des Wortschatzes (Lexik), und die Verknüpfungsregeln und Strukturen des Satzbaus (Syntax). Lexik und Syntax haben in der Regel nicht nur eine informative (denotative), sondern daneben auch eine stili¬stische (konnotative) Funktion. Das gilt auch für die sogenannten supra¬segmentalen Merkmale (z.B. Intonation und Betonung), die den 'Ton" der Mitteilung bestimmen.

Die sprachlichen Merkmale sind in hohem Maße durch außer¬sprachliche Gegebenheiten (z.B. die geographische Herkunft des Sen¬ders, die besonderen Erfordernisse des verwendeten Mediums, die Be¬dingungen von Ort und Zeit der Textproduktion etc.), durch Textsorten¬konventionen oder durch eine bewußte, mehr oder weniger nachvoll¬ziehbare Entscheidung des Senders (Gestaltungswille) bedingt.

Als textinterne Faktoren betrachten wir entsprechend diesem sen¬derabhängigen Ansatz die Faktoren Thematik, Inhalt, Präsuppositionen, Aufbau, nonverbale Elemente, Lexik, Syntax und suprasegmentale Merkmale, wobei die drei letzten Faktoren als "sprachlich-stilistische Merkmale" zusammengefaßt werden können. Die Reihenfolge ist nicht grundsätzlich festgelegt, hat sich in dieser Form jedoch in der Praxis der Analyse als zweckmäßig erwiesen.

Der Zusammenhang zwischen situativem und strukturellem Aspekt wird besonders an (internen) Merkmalen des Textes deutlich, die nur durch den Bezug auf die (externen) Situationsbedingungen verstehbar sind, z.B. an deiktischen (hinweisend) Ausdrücken wie hier oder gestern oder an Referenzen auf die Kommunikationspartner, z.B. ich, Sie, verehrte Gäste.

Translatorische Textanalyse